Der verliebte Rhein
Sagen und Fabeln
Rund um Herwen | Die Insel und ihre Bewohner
Extra information bezüglich dieses Themas
Rien van den Heuvel lässt seiner Phantasie den freien Lauf ähnlich wie der alte Rhein einst seinen freien Lauf durch die Landschaft nahm. Er erzählt.
Ganz früher strömte der Rhein geradeaus. Er ist Wasser, er möchte zu der Stelle strömen, wo all das Wasser zusammenkommt. Er will zur See. Eines Tages sah er Reina hier in den Tieflanden. Welch eine Frau! Auf seiner langen Reise hatte der Rhein keine lieblichere Frau als sie gesehen. Breite Hüften auf denen man bauen konnte. Haare wie wogendes goldgelbes Korn. Wangen wie rote Äpfel. Lippen wie Kirschen. Schneeweiße Arme die einen zärtlich wiegen können. Der verliebte Rhein teilte sich beim Beginn dieses Landes sofort, um Reina mit mehreren Armen umfassen zu können. Sie erschrak und floh vor ihm zur Küste. Und dort am Strand sah Nord, der König der See, sie ängstlich rennen. "Ich werde dich retten, schöne Frau. Hinter dem Horizont habe ich ein Schloss mit Dienern und voll mit Gold und Juwelen." Und Nord nahm sie mit. Der leidenschaftliche Rhein gibt den Mut jedoch nie auf sie zufinden. Er fährt fort, Geschenke für Reine mitzubringen. Alles was in Europa nicht niet- und nagelfest ist, nimmt er mit in sein Delta, weil er überzeugt ist, dass Reine einst zurückkehren wird. So durchnässt er dieses Gebiet andauernd bis in alle Windrichtungen. Aber man muss mit dem stürmisch verliebten Rhein wohl umzugehen wissen, denn nicht selten zeigt er sich als wilder Liebhaber. Mit Deichen und Pumpenmühlen muss man seine zügellose Passion im Zaum halten. Aber enge ihn nicht ein! Man muss ihm den Raum lassen,sein Land zu verteidigen und man sollte all seine guten Gaben nutzen, die er schon Tausende von Jahren mit sich führt.