Hoch und trocken

Heutzutage wird die „’t Gelders Eiland“-Insel von hohen und gut unterhaltenen Deichen geschützt. Das war aber nicht immer so, denn die allerersten Deiche wurden erst im 13. Jahrhundert angelegt. Bis zu diesem Zeitpunk wurde das Flussland einige Male pro Jahr vom Wasser überströmt. Und die dort wohnenden Menschen mussten sich was einfallen lassen diese Zeiten trockenen Fusses durchzukommen. Die Lösung des Ganzen war der Bau von Warften, d.h. von Bodenerhebungen, die aus Erde und Plaggen aufgeworfen wurden und als (ständige) Wohnhügel dienen konnten. Eine solche Warft konnte gut sieben Meter hoch sein und war oft auch gross genug einen Bauernhof darauf zu bauen oder manchmal gar ein ganzes Dorf. Überall an der Meeresküste entlang und an den Flussufern sind derartige Wohnhügel zu finden. Warft-Wohnhügel werden in den Niederlanden auch als „wierden“, „werven“ oder „terpen“ bezeichnet.

Römisches Erstaunen
Der Bau von Warften fing um 600 n. Chr. an und dauerte bis ins späte Mittelalter. Die Römer, die zu Anfang unserer Zeitrechnung die „Lage Landen“-Gebiete besetzten, müssen Augen zu kurz gekommen sein. Der berühmte Geschichtsschreiber Plinius der Ältere reiste im Jahre 47 n. Chr mit den römischen Soldaten in die Niederlande. Und er schrieb voller Bestürzung: „Es wohnt dort ein ärmliches Volk auf hohen Bodenerhebungen oder eigenhändig konstruierten Pfahlbauten, sodass ihre Häuser auch bei den höchsten Wasserständen noch herausragen. Wann die Wellen das umliegende Land überspülen, erscheinen die Bewohner wie „Seeleute“ und wenn das Wasser wieder verschwunden ist als „Schiffbrüchige“. Nach Plinius assen diese Menschen nur Fische denn Sie hielten keine Schafe oder Kühe. Und da sie seiner Beobachtung nach auch nicht auf die Jagd gingen, verfügten sie auch nicht über Fleisch oder Milch. Und auch deren Getränke fielen bei diesem Römer, der leckeren Wein gewöhnt war, nicht in gute Erde. Er schrieb: „Sie haben keine anderen Getränke als Regenwasser, das Sie in Krügen in den Vorplätzen ihrer Häuser aufbewahrten“.

Mehr als Fisch und Wasser
Glücklicherweise sah die damalige Wirklichkeit, so haben dies archäologische Funde jedenfalls zu Tage gebracht, doch etwas anders aus. Die Warftbewohner hielten ihr Vieh auf höhergelegenen Gebieten oder verlegten dies zeitweilig auf ihre Warften. Auch bauten sie hinter kleinen, niedrigen Deichen Getreide und Bohnen an. Sie handelten mit Käse, Salz, Wolle. Leder und Schafen und spielten auch eine Rolle beim Transithandel mit Sklaven, Bernstein und Pelzen. Die römischen Truppen, die den Rhein entlang gelagert waren, waren eifrige Käufer dieser Produkte und bezahlten mit römischen Münzen, Glaskännchen und Schmuck. Von niederländischen Archäologen sind eine Anzahl Warften ausgegraben und zwei davon im „Archeon“-Park in Alphen aan de Rijn nachgebaut worden. Im Sommer wohnen dort mehrere Personen auf der genau gleichen Art wie die einstigen Warftbewohner. Und natürlich trockenen Fusses.

Auf der „’t Gelders Eiland“-Insel sind an verschiedenen Plätzen vom Deich rund um den „Driedorpen“-Polder aus diverse Warftbauernhöfe zu entdecken. So beispielsweise im „De Ossenwaard“-Polder, im „De Geitenwaard“-Polder und beim Weiler Aerdenburg (nordwestlich von Aerdt). In der heutigen Zeit gibt es an vielen Stellen im Flussdelta wieder mehr Raum für das Wasser und werden Vorlandflächen, die vorher trocken blieben, jetzt wieder bei Hochwasser zur Flussbetterweiterung eingesetzt. An verschiedenen Orten in den Niederlanden werden heutzutage auch wieder neue Warften gebaut, sei es als Neukonstruktionen, sei es um bestehende Gebäude zu schützen. In einem Polder bei der Ortschaft Waalwijk sind auf diese Weise insgesamt acht neue, für Bauernhöfe bestimmte Warften mit einer Gesamthöhe von sechs Metern gebaut worden  Auch auf der „’t Gelders Eiland“-Insel könnten künftig ebenfalls wieder neue Warften gebaut werden.

An diesem Projekt haben viele Menschen  auf der „’t Gelders Eiland“-Insel mitgearbeitet bzw. ihren Beitrag dazu geliefert.

Das Projekt ist zudem zustande gekommen dank der Finanzierung seitens ‘des „Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums"’im Rahmen des EU-Leader-Ansatzes für diesbezügliche Investierungen. Das niederländische „Ministerie van Economische Zaken, Landbouw en Innovatie“-Ministerium (Wirtschaftsministerium) ist hierbei verantwortlich für die Umsetzung des EFRE/POP2-Programms in den Niederlanden.

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